Goldman Sachs ist durchaus bekannt für seine skeptische Meinung zu Gold. Die Rohstoffanalysten der US-Bank haben kürzlich ein Ziel von 1.000 Dollar noch in diesem Jahr ausgegeben. Bei den Goldproduzenten löst diese Prognose ein Schulterzucken aus. Sie fragen sich: Wie soll das funktionieren?
Gestern hatten wir die Möglichkeit, mit dem Vorstandschef eines kanadischen Goldproduzenten zu sprechen. Als der offizielle Teil zu Ende war, sprach ich ihn auf die 1.000 Dollar von Goldman Sachs für den Goldpreis an. Seine Antwort: „Wie lange soll so etwas funktionieren? Das wäre weit unter den Gesamtkosten der Unternehmen.“
Probleme
Ich habe ihn auch gefragt, was er tun würde, wenn es dennoch eintreten würde. Sein Unternehmen würde in einem solchen Fall faktisch alle Ausgaben für Exploration zusammenstreichen und nur noch die produzierende(n) Mine(n) arbeiten lassen, um einen Cashflow zu generieren. Kurz zur Klarstellung: Auch wenn die Gesamtkosten pro Unze der meisten Unternehmen über 1.000 Dollar pro Unze liegen, würden sie doch bei niedrigeren Goldpreisen noch einen positiven Cashflow erzielen, da die reinen Produktionskosten niedriger sind. Doch in den Gesamtkosten sind beispielsweise Explorationskosten oder auch Kredittilgungen enthalten. All das wäre im Goldman Sachs-Szenario praktisch nicht mehr möglich. Das wiederum würde mittelfristig dazu führen, dass die Unternehmen trotz eines positiven Cashflows Probleme bekommen würden.
Explorationsausgaben zusammengestrichen
Schon jetzt, so bestätigte der CEO, sind die Explorationsausgaben weit niedriger als eigentlich vorgesehen. Das sei auch ein Phänomen in der Branche. Die Unternehmen treten angesichts des niedrigen Goldpreises auf die Kostenbremse. Und am leichtesten lassen sich die Explorationsausgaben begrenzen. Allerdings dürfte das wiederum zeitversetzt in ein paar Jahren dazu führen, dass die Goldproduktion sinkt. Schließlich lassen sich Liegenschaften nicht binnen einiger Monate explorieren – das dauert in der Regel Jahre, bis die entsprechenden Bohrergebnisse, Ressourcenschätzungen und letztlich auch Abbaugenehmigungen vorliegen. Was heißt all das für die Praxis?
Sollte der Goldpreis tatsächlich noch einmal unter Druck geraten, dann könnten die Explorationstätigkeiten der meisten Unternehmen praktisch gegen Null gehen. Das wiederum würde schon psychologisch dazu führen, dass der Eindruck entsteht, Gold könnte knapp werden – und das wiederum würde zu einem höheren Goldpreis führen. In der Branche würde wohl anschließend eine große Akquisitionswelle starten, bei der die größeren Unternehmen Juniorproduzenten und Explorer im weit fortgeschrittenen Stadium übernehmen würden, um die eigene Goldproduktion zu sichern. Doch so weit ist es noch nicht.