Die Aktie von Gazprom ist an den vergangenen Handelstagen kräftig unter Druck geraten. Gestern belastete neben den anhaltenden Spannungen zwischen Russland und dem Westen auch ein Gerichtsurteil den Kurs. Denn ein Schiedsgericht in Den Haag hatte entschieden, dass die Zerschlagung des Energieriesen Yukos unrechtmäßig war. Der russische Staat wurde deshalb zu einer Geldstrafe von satten 50 Milliarden Dollar verurteilt. Russland wird wahrscheinlich in Berufung gehen – alleine schon um Zeit zu gewinnen, das Verfahren läuft ohnehin bereits seit zehn Jahren.
Sollte Russland allerdings nicht zahlen, könnte Experten zufolge russischer Staatsbesitz im Ausland gepfändet werden. Davon könnten auch die halbstaatlichen Energieriesen Gazprom und Rosneft betroffen sein. Die Anleihen des Ölproduzenten Rosneft, der die Filetstücke von Yukos abbekommen hatte, gaben im gestrigen Handel deutlich nach. Gazprom selbst hatte von der Yukos-Zerschlagung hingegen kaum profitiert. Doch da die Marktteilnehmer aktuell ohnehin bei jeglichen negativen Nachrichten bezüglich Russland nervös werden, ging es auch mit dem Gazprom-Kurs in den Keller.
Kursrutsch überzogen
Angesichts der Tatsache, dass trotz der anhaltenden Spannungen zwischen Russland und dem Westen das Erdgas wie gewohnt von Russland in die lukrativen westeuropäischen Märkte fließt, sind die enormen Kursrückgänge der vergangenen Handelstage einfach überzogen. Zumal die Bewertung mit einem KGV von nur noch 2 mittlerweile fast schon aberwitzige Züge annimmt. Dies zeigt allerdings, dass die Gazprom-Aktie nichts für schwache Nerven ist (auch wegen des eingetrübten Chartbildes) und daher weiterhin ausnahmslos mutige Anleger zugreifen sollten. Der Stopp sollte bei 4,70 Euro belassen werden.