China und Russland brauchen offenbar doch noch weitere Verhandlungstage, um endlich einen Kompromiss über einen 30-jährigen Liefervertrag zu erzielen. Experten hatten im Vorfeld des Besuchs von Wladimir Putin eigentlich mit einer Unterzeichnung des Vertrags gerechnet. Doch China lässt nun offenbar noch einmal die Muskeln spielen. Denn die Staatsführung des bevölkerungsreichsten Landes der Welt weiß, dass zum einen Gazprom diesen Deal unbedingt will, da sich der Gasriese unabhängiger von Westeuropa machen will. Zum anderen hat China mit einigen zentralasiatische Republiken und Myanmar weiterer Optionen in der Hinterhand. Der relativ hohe Preis von 335 bis 350 Dollar je 1.000 Kubikmeter Erdgas, der weit über dem Preis liegt, den Gazprom von russischen Bürgern und Unternehmen, aber auch von den ehemaligen Sowjetrepubliken verlangt, müsste daher wohl etwas niedriger angesetzt werden, um China endlich zu überzeugen – und die mehr als ein Jahrzehnt andauernde Verhandlungs-Farce zu beenden.
Aktie bleibt ein Kauf
Trotz der Enttäuschung bezüglich des Gasliefervertrags mit China bleibt die Gazprom-Aktie für mutige Anleger ein klarer Kauf. Die Bewertung ist mit einem KGV von 3 und einem KBV von 0,3 einem derart hochprofitablen Weltmarktführer wie Gazprom schlicht und einfach nicht angemessen – trotz aller politischen Risiken. Der Stoppkurs sollte bei 4,40 Euro belassen werden.
Anmerkung der Redaktion: Mittlerweile hat man sich geeinigt (siehe unter Gazprom: Da ist das Ding!)