Die USA sind im Vergleich zu Deutschland ein echtes Entwicklungsland, was Solarenergie betrifft. Entsprechend groß ist das Nachholpotenzial. DER AKTIONÄR hat sich den amerikanischen Solarsektor und insbesondere die Unternehmen genauer angesehen und einige sehr aussichtsreiche Aktien entdeckt.
Elon Musk hat mit Tesla den Elektroautos in den USA zum Durchbruch verholfen – und seinen Aktionären üppige Kursgewinne beschert. Weitaus weniger bekannt ist, dass Musk mittlerweile auch den US-Solarmarkt ordentlich in Bewegung bringt. Er ist Mitgründer und Großaktionär von SolarCity, einem Unternehmen, das Solarstromanlagen plant, installiert und finanziert und das bald auch eigene Solarmodule produzieren wird. Hierfür hat sich SolarCity den US-Modulhersteller Silveo geschnappt, mit dem man eine Solarfabrik mit einer Leistung von einem Gigawatt bauen will.
Jede Menge Luft nach oben
Elon Musk und seine SolarCity haben zweifellos einen Teil dazu beigetragen, dass Solarenergie in den USA immer populärer wird. Das wird auch Zeit, denn Amerika ist derzeit noch ein echtes Solar-Entwicklungsland. Nur neun Prozent der weltweit installierten Solarmodule versorgen die weltgrößte Wirtschaftsmacht mit Strom, sogar in Italien wird mehr Solarenergie produziert als in den USA.
Noch dramatischer fällt der Vergleich mit Deutschland aus. Mittlerweile kommen die in Deutschland installierten Solaranlagen auf eine Spitzenleistung von 35,7 Gigawatt. Die USA bringen es trotz ihres deutlich höheren Strombedarfs und der weitaus besseren Standorte für Solaranlagen lediglich auf 13,4 Gigawatt.
Rechnet man die installierte Solarleistung auf die Einwohner um, wird der Abstand dramatisch. Während auf jeden Deutschen 436 Watt Solarleistung kommen, sind es in den USA gerade einmal 29 Watt. Um also auf das heutige Niveau von Deutschland zu kommen, müsste sich die Solarleistung in den USA um den Faktor 15 erhöhen – also um 200 Gigawatt. Das entspricht mehr als dem Vierfachen der für dieses Jahr weltweit erwarteten Nachfrage von 45 bis 48 Gigawatt.
Harter Winter bremst
Der Nachholbedarf bei Solaranlagen in den USA ist also gewaltig. Aber so langsam kommt der Markt in Schwung. Im Schlussquartal 2013 wurden erstmals über zwei Gigawatt neu installiert. Der scharfe Einbruch im ersten Quartal des laufenden Jahres auf 1,3 Gigawatt ist in erster Linie auf den extrem harten Winter in den USA zurückzuführen, der in vielen Regionen Neuinstallationen unmöglich machte. Aber im weiteren Jahresverlauf dürfte der US-Solarmarkt wieder Fahrt aufnehmen.
First Solar: Groß und gut
In den USA sind weiterhin vor allem große Freiflächenanlagen gefragt. Und hier ist First Solar der unangefochtene Marktführer. Im Mai hat der Solarkonzern „Agua Caliente“ fertiggestellt, der mit einer Leistung von 290 MW und einer Grundfläche von 970 Hektar größte Solarpark der Welt. Er spülte First Solar 1,5 Milliarden Dollar in die Kasse. 2015 sollen dann mit jeweils 550 MW zwei noch größere Super-Solarparks ans Netz gehen – auch hier ist First Solar maßgeblich beteiligt. Die Aktie von First Solar ist zwar mit einem KGV von 26 nicht mehr ganz billig, aber nach wie vor ein Basisinvestment im Solarsektor.
SunEdison: Spin-off-Fantasie
Auch SunEdison fokussiert sich auf größere Solarprojekte, verkauft die Anlagen allerdings nicht, sondern betreibt sie nach deren Fertigstellung selbst. Dieser hochprofitable Geschäftsbereich soll in Kürze unter dem Namen „TerraForm“ an die Börse gebracht werden. Der Börsenwert könnte eine Milliarde Dollar erreichen. Die Spin-off-Fantasie ist im aktuellen Aktienkurs von SunEdison noch nicht ausreichend eingepreist.
SolarCity: Leider viel zu teuer
Ganz anders sieht die Situation bei Elon Musks SolarCity aus. So interessant das Geschäftsmodell und so groß das Wachstumspotenzial auch sein mögen, eine Bewertung von über sechs Milliarden Dollar ist bei einem Jahresumsatz von noch nicht einmal 300 Millionen Dollar einfach zu abgehoben, zumal SolarCity frühestens 2016 schwarze Zahlen schreiben wird.
SunPower: Günstige Konkurrenz
Im Gegensatz zu SolarCity ist der US-Modulbauer SunPower zwar günstig, aber der Konzern muss sich trotz der deutlich hochwertigeren Solarmodule mit der chinesischen Konkurrenz messen lassen – und hier sind Firmen wie JinkoSolar oder Trina Solar einfach deutlich attraktiver bewertet.
Enphase Energy: Die Nummer 1
Die vielleicht interessanteste US-Solar-Aktie ist die des Wechselrichterherstellers Enphase Energy. Das Unternehmen hat bei den immer stärker aufkommenden Mikrowechselrichtern in den USA fast eine Monopolstellung und treibt die internationale Expansion kräftig voran. Die Aktie befindet sich charttechnisch unmittelbar vor dem Ausbruch.
Drei Mal „Kaufen“
DER AKTIONÄR empfiehlt weiterhin die Aktien von Enphase Energy und First Solar zum Kauf. Interessant ist aufgrund der Spin-off-Fantasie auch das Papier von SunEdison. SolarCity ist indes deutlich zu ambitioniert bewertet und SunPower hat mit den chinesischen Solarfirmen eine zu große Konkurrenz.