Facebook droht wegen des Verstoßes gegen die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) eine Milliardenstrafe. Zudem wird Kalifornien im nächsten Jahr ein Gesetz zum Schutz der Privatsphäre einführen, das in Teilen noch über die restriktiven Vorgaben der DSGVO hinausgeht. Parallel hierzu ist Facebook ins Visier der US-Verbraucherschutzbehörde FTC geraten. Die Vertrauensforscherin Rachel Botsman erklärt, warum Facebook als Marke untergehen könnte.
Mächtiger Gegenwind für „Big Tech“
Die Federal Trade Commission (FTC) hat jetzt eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich mit etwaigen Wettbewerbsverstößen der großen US-Technologiekonzerne beschäftigen soll. Zu allem Überfluss fordert auch noch die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Elizabeth Warren vehement die Zerschlagung mächtiger Technologiefirmen wie Google und Facebook. In all diesen Entwicklungen zeigt sich das weltweit wachsende Misstrauen gegen die Machtkonzentration in der digitalen Wirtschaft.
„Die Marke Facebook stirbt“
Aber speziell für Facebook könnte es demnächst noch viel schlimmer kommen. Denn: Die renommierte Vertrauensforscherin Rachel Botsman beantwortete die Frage „Wie bewerten Sie denn die Zukunft von Facebook?“ folgendermaßen: „Die Marke Facebook stirbt. Sie wird in fünf Jahren das neue Myspace sein.“ Botsman beschäftigt sich schon länger intensiv mit dem Zusammenhang von Vertrauen und Technologie und berät weltweit Unternehmen wie etwa Microsoft und Accenture.
„Die Nutzer fühlen jetzt, dass sie betrogen worden sind“
Im Interview mit dem t3n Magazin (Ausgabe Nr. 55, Seite 79: „Die Marke Facebook stirbt“) führte die Tech-Expertin weiter aus: „Es geht um Integrität. Facebook wusste sehr genau, was abging, was etwa den Abfluss persönlicher Daten an Dritte angeht. Aber sie haben es bestritten und geleugnet. Dieses Täuschungsmanöver hat ihnen wirklich geschadet. Die Nutzer fühlen jetzt, dass sie betrogen worden sind. Wenn Menschen glauben, dass sie getäuscht und verraten werden: Das ist der wahre Gegner von Vertrauen. Es fehlt das Gespür für Verantwortlichkeit.“
Werden sich die Menschen von Facebook abwenden?
Nach Auffassung von Botsman sei die Art und Weise, wie die Geschäftsleitung von Facebook die Datenskandale kommuniziert hat, ein echtes Problem: „Ein solches Vorgehen ist sehr schädlich für Vertrauen. Vertrauen, vor allem dann, wenn es sehr fragil ist, basiert auf einem langsamen und kontinuierlichen Wiederaufbauprozess, der Zeit in Anspruch nimmt.“ Gemäß der Aussage von Botsman ist der Vertrauensbruch von Facebook derart gravierend, dass sich demnächst viele Nutzer von dem sozialen Netzwerk abwenden werden: „Die Menschen werden neue Orte finden. Das haben sie schon immer getan.“
Facebook-Aktie sollte gemieden werden
Rachel Botsman glaubt nicht an die These, dass Facebook aufgrund seiner schieren Größe nicht untergehen kann. Bewahrheitet sich die düstere Voraussage der Vertrauensforscherin, hätten die Papiere des sozialen Netzwerks in Zukunft beträchtliches Abwärtspotenzial. Vorsichtige Anleger lassen daher die Finger von der Facebook-Aktie.
Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Facebook.