Mit den neuen Regularien steht der europäische CFD-Markt vor tiefgreifenden Umbrüchen. Zukünftig entscheidet nicht mehr der höchste Hebel, sondern Service-Innovationen und geringe Spreads darüber, welcher CFD-Broker die Nase beim Kunden vorne haben wird.
„Seit dem 1. August 2018 gelten für den Handel mit Contracts for Difference („CFDs“) EU-weit neue Regeln. Im Vordergrund steht dabei ein verbesserter Schutz von Privatanlegern. So ist seither beispielsweise Werbung, die den Handel eines Traders beeinflusst, indem sie ihm einen Bonus anbietet, untersagt. Festgeschrieben wurde von der europäischen Regulierungsbehörde ESMA zudem das Verbot der Nachschusspflicht, die für Privatanleger hierzulande von der BaFin allerdings schon 2017 aufgehoben wurde, und auf die ActivTrades bereits seit 2013 freiwillig verzichtet. Die heftigsten Diskussionen gab und gibt es allerdings im Zusammenhang mit der deutlichen Reduzierung der maximal zulässigen Hebel für Privatanleger, auf beispielsweise 30 bei den Hauptwährungspaaren („Forex-Majors“) und 20 bei CFDs auf Leitindizes (z.B. EURO50, GER30, USA500, usw.)“, sagt Michael Lippa vom Brokerhaus ActivTrades.
Höhere Risiken durch unüberlegte Ausweichreaktion
„Zwar können professionelle Investoren auch weiterhin mit höheren Hebeln handeln, dennoch sehen viele Kritiker gerade in dieser Regelung die übertriebene Bevormundung einer großen Kundengruppe. Dies birgt die Gefahr (noch) größerer Abwanderungen von CFD-Anlegern zu Offshore-Brokern, die für gewöhnlich weniger stark reguliert sind und auch wenig erfahrenen Privatanlegern immer noch Hebel von 400 oder sogar mehr anbieten. Im Gegensatz zu EU-regulierten Brokern besteht offshore aber auch bei anderen Aspekten weniger Sicherheit für die Anleger. So fällt der Einlagenschutz oft unzureichend aus und gut erreichbare Beschwerdestellen fehlen bisweilen völlig“, sagt Lippa.
Verschiebung der Prioritäten
Auf EU-Ebene wird ein zielgruppengenau abgestimmter Service in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen, woraus sich zusätzliche Chancen für die Branche ergeben können. „Statt sich im Wesentlichen über maximal mögliche Hebel zu differenzieren, sind CFD-Broker nunmehr verstärkt dazu gezwungen, zum Nutzen der Kunden mit der Qualität von Plattformen, Produkten, Service und Preisen zu punkten und am Puls der Zeit zu bleiben. Auch die Höhe der Spreads, ein entscheidender Kostenfaktor beim Handel mit CFDs, wird ein wichtigeres Differenzierungsmerkmal unter den Brokern werden. Nicht allen Anbietern wird es bei steigendem Wettbewerbsdruck gelingen, die vom Kunden zu Recht erhobenen Sicherheits- und Qualitätsansprüche zu erfüllen. Vieles spricht deshalb dafür, dass der europäische Broker-Sektor am Beginn einer intensiven Marktkonsolidierung steht, bei der nur die besten CFD- und FX-Anbieter bestehen werden. Auf der Strecke bleiben dürften insbesondere solche Anbieter, die von ständigem Neugeschäft abhängig sind. Ihre Kundenkonten sind oft nur gering kapitalisiert, weshalb sie stärker von hohen Hebeln abhängig sind. Eine erfahrene und kapitalkräftige Klientel dürfte sich im Konsolidierungsprozess dagegen positiv auswirken. Insgesamt sind die beschriebenen Entwicklungen bei einem momentan noch sehr zersplitterten Markt aus Kundensicht sicherlich als Vorteil zu sehen“, lautet das Fazit von Michael Lippa von ActivTrades.