Der französische Konzern Alstom will das Kooperationsangebot des US-Konzerns General Electric (GE) annehmen. Der Verwaltungsrat habe einstimmig dafür gestimmt, gab das Unternehmen am Samstag in Paris bekannt. Damit ist das Kapitel für Siemens beendet, die zuletzt ihre Offerte nochmals erhöhten.
Der Entscheidung der französischen Regierung war ein wochenlanges Bietergefecht vorausgegangen. Gleich zu Beginn hatte sich der Alstom-Verwaltungsrat hinter die erste Offerte von GE gestellt, die nach dem Angebot von Siemens und MHI noch stark nachgebessert wurde. Die Absage an Siemens hatte Wirtschaftsminister Montebourg vor allem mit Beschränkungen durch das europäische Kartellrechts begründet.
Staat mischt mit
Im Übernahmepoker hatte sich bereits die französische Regierung für die Amerikaner ausgesprochen - und damit gegen die Offerten von Siemens und des japanischen Partners Mitsubishi Heavy Industries. Der französische Staat will mit 20 Prozent größter Aktionär bei Alstom werden. Wirtschaftsminister Montebourg bekräftigte die Pariser Position, nach der die Regierung das GE-Angebot blockieren werde, sollte Frankreichs Einstieg bei Alstom nicht akzeptiert werden.
Der Chef des US-Mischkonzerns General Electric (GE), Jeff Immelt, hat die Entscheidung des französischen Alstom-Konzerns für das GE-Angebot begrüßt. "Wir kommen nun zur nächsten Phase der Allianz mit Alstom", sagte Immelt am Samstag. Es gehe jetzt darum, ein global wettbewerbsfähiges Unternehmen im Energie- und Netzbereich zu schaffen, sagte Immelt nach GE-Angaben.
Scheitern der Alstom-Übernahme bringt auch Chancen
Die gescheiterte Übernahme des französischen Alstom-Konzerns birgt nach Einschätzung von Siemens-Chef Joe Kaeser auch Chancen für den deutschen Elektrokonzern. In einem Mitarbeiterbrief, der auch der Nachrichtenagentur dpa vorliegt, verweist Kaeser zudem auf die Risiken für den US-Konzern General Electric, die mit der Alstom-Kooperation verbunden seien.
Die Umsetzung des "Deals" werde "zwei unserer Wettbewerber auf Jahre hinaus erheblich beschäftigen", meinte Kaeser. Und die französische Regierung als Hauptaktionär werde darüber hinaus dafür sorgen, "dass Produktivitäts- und Restrukturierungsmaßnahmen amerikanischen Stils nicht übereifrig umgesetzt werden".
Top-Investment
Trotz des verlorenen Übernahmepokers bleibt Siemens einer der Favoriten des AKTIONÄR für das zweite Halbjahr. Ein Zusammenschluss mit Alstom hätte nicht nur Vorteile gebracht, der DAX-Konzern hätte auch viele Probleme des angeschlagenen französischen Konzerns erst in den Griff bringen müssen. Die Aktie notiert im Bereich der 100-Euro-Marke. Langfristig ist das Kursziel 125 Euro. Für einen Neueinstieg ist es noch nicht zu spät.
(Mit Material von dpa-AFX)