Mit Essens-Lieferdiensten lässt sich aus Sicht des Berliner Startup-Entwicklers Rocket Internet noch viel Geld verdienen. "Es wird dort jede Menge Wachstum geben", sagte Rocket-Chef Oliver Samwer am Montag in London und gab die Übernahme des Lieferdienstes Yemeksepeti bekannt. Die Rocket-Beteiligung Delivery Hero ("Lieferheld") bezahlt für den türkischen Marktführer 529 Millionen Euro. Rocket forme so die weltweit größte Online-Imbiss-Gruppe außerhalb Chinas, sagte Samwer.
Sein Unternehmen baut Online-Firmen auf, zweiter Schwerpunkt neben Essens-Lieferdiensten ist der Modehandel. Rocket war erst im Februar mit 30 Prozent bei Delivery Hero eingestiegen - für knapp eine halbe Milliarde Euro. Inzwischen liegt der Anteil bei 40 Prozent. Ebenfalls zur Gruppe gehört der Lieferdienst Foodpanda.
Rocket war im Oktober an die Börse gegangen, auf Gewinn hofften die Investoren aber vergeblich. Die Rocket Internet SE machte 2014 bei einem Umsatz von 28,8 Millionen Euro (+11 Prozent) 45,9 Millionen Euro Verlust - nach einem Gewinn von 147,1 Millionen Euro im Vorjahr. Das Unternehmen führt das Ergebnis auf den Börsengang zurück und darauf, dass es im vergangenen Jahr keine größeren Firmenverkäufe gab. Samwer sprach von einem exzellenten Jahr.
Die zwölf erfolgreichsten Beteiligungen (Proven Winners) - wie der Lebensmittellieferant HelloFresh und der Möbelhändler Home24 - konnten ihre Umsätze im vergangenen Jahr um 82 Prozent steigern, bei sämtlichen Online-Shops waren es sogar 195 Prozent.
Wann einzelne Unternehmen die Gewinnschwelle erreichen, wollte Samwer nicht verraten. "E-Commerce-Firmen brauchen etwa sechs bis neun Jahre vom Start bis zur Profitabilität", sagte er nur. Man sei sicher, hier auf Kurs zu sein. Seit dem Börsengang habe man den Wert der wichtigsten Beteiligungen um 2 Milliarden Euro auf 4,6 Milliarden Euro erhöht.
DER AKTIONÄR hat die Rocket Internet-Aktie weiterhin nicht auf seiner Empfehlungsliste. Zu unklar ist einfach, wann Beteiligungen gewinnbringend verkauft werden können. Auch charttechnisch weis das Papier nicht zu gefallen. Seit dem Jahreshoch bei 60,27 Euro hat der Titel 25 Prozent eingebüßt und schickt sich an auf das obere Ende der Emissionsspanne von 42,50 Euro zurückzufallen.
(mit Material von dpa-AFX)