Die Krim-Krise hat die Börsen rund um den Globus derzeit fest im Griff. Die Börsen fahren Achterbahn, jegliche Stärke im deutschen Leitindex wird zu Verkäufen genutzt. Im Interview mit dem AKTIONÄR äußert sich Mr. DAX Dirk Müller über die richtige Strategie, überbewertete Aktien im Social-Media-Bereich und neue Chancen an den Märkten.
Herr Müller, welches sind derzeit die größten Risiken für die Börsen?
DIRK MÜLLER: Neben dem schwarzen Schwan „Krim“, am ehesten aus der Umkehr der Kapitalströme raus aus den Schwellenländern. Das Thema „Krim“ beschleunigt diesen Trend. So wie die über Jahre zuströmenden Gelder aus den entwickelten Staaten in den Schwellenländern den Augschwung weiter angefeuert haben, so verstärkt ihr Abzug jetzt die konjunkturelle Abkühlung vor Ort und bringt etliche Schwellenländer in ernste Schwierigkeiten. Da diese inzwischen 50 Prozent der Weltwirtschaft ausmachen und unser Exportwirtschaft in den letzten Jahren immer Abhängiger von deren Wachstum geworden ist, könnte das zu ernsten Problemen auch bei uns führen, wenn sich die Richtung der Kapitalströme nicht schnell wieder hin zu den Schwellenländern dreht.
Welche Aktien sind ihrer Meinung nach zuletzt zu gut gelaufen und sollten gemieden werden?
In den Social-Media-Aktien sowie im Bereich 3D-Druck sehe ich aktuell am ehesten eine Blasenbildung. Bei letzteren scheint sie gerade zu platzen. Facebook, Twitter und Co haben bis heute nicht bewiesen, dass sie Geld verdienen können (zumindest nicht im Verhältnis zu ihrer extrem sportlichen Bewertung). 3D-Druck ist und bleibt ein Megamarkt der Zukunft, aber wie alle Trendthemen folgt auf die Phase des Hypes eine Phase der Enttäuschten Übererwartungen, des Konkurrenzdrucks und der Marktebereinigung. Das haben wir beim Internetboom, Solarboom, Windkraftboom etc erlebt. Jetzt passiert das beim 3D-Druck. Die sozialen Medien stehen meiner Einschätzung kurz davor.
Welche Aktien sind aus Ihrer Sicht jetzt attraktiv?
Minenaktien haben aktuell Riesenpotential. Sie sind mit dem starken Kursrückgang der Edelmetalle in den letzten zwei Jahren extrem unter die Räder gekommen. Mit einer sich abzeichnenden Stabilisierung der EM-Preise (Doppelboden beim Gold, über 200-Tage-Linie) besteht hier ein sehr großes Kurspotential. Aber nur als Beimischung für Leute mit hoher Risikobereitschaft geeignet. Bei einem erneuten Druck auf die EM-Preise würde es auch hier zu verstärkten Abgaben kommen. Wir beschäftigen uns bei Cashkurs-Gold intensiv mit den seriösen Werten dieser Branche ab 500 Millionen Dollar Marktkapitalisierung.
Wenn jemand neu an der Börse ist, welche drei Basisinvestments würden sie ihm empfehlen?
Automobile wie Daimler, Europäische IT wie SAP und Internationale Versorger wie Johnsons&Johnson. Aber alle bitte nicht zu Höchstkursen kaufen, sondern warten, bis Mister Market wieder einmal Tränen in den Augen hat.
Thema Gold: Erleben wir gerade eine historische Kaufchance oder geht es runter?
Es sind in jedem Fall günstigere Kurse als noch vor zwei Jahren. Ich rate aktuell zum zukaufen, auch wenn kurzfristige Rückschläge nicht ausgeschlossen sind. Wir haben aktuell eine gute Basis für erste Positionen (wenn man noch nicht dabei ist).
Vielen Dank.
Dirk Müller: „Das könnte zu ernsthaften Problemen bei uns führen“
DAX
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