Deutsche-Bank-Chef John Cryan drückt bei der Sanierung des angeschlagenen Instituts weiter aufs Gas. Der Teilverkauf des Vermögensverwalters Deutsche Asset Management soll deutlich schneller erfolgen als bisher geplant – womöglich noch vor Jahresende. Bei Großaktionär HNA kommen die Pläne offenbar gut an.
Wie das Handelsblatt unter Berufung auf mehrere Insider berichtet, sei der Teil-Börsengang der Fondstochter noch in diesem Jahr möglich. Derzeit werde mit Hochdruck daran gearbeitet, Infrastruktur vom Mutterkonzern zurückzuholen. Spartenchef Nicolas Moreau sagte vor Mitarbeitern in dieser Woche, er wolle den Börsengang „lieber morgen als übermorgen“. Ursprünglich hatte die Deutsche Bank bei der Vorstellung der neuen Strategie zu Monatsbeginn einen Zeithorizont von zwei Jahren in Aussicht gestellt.
Operation „Orion“, wie das Vorhaben intern getauft wurde, ist Teil der milliardenschweren Kapitalbeschaffungsstrategie von Konzernchef John Cryan. Nach der am Dienstag begonnenen Kapitalerhöhung könnte der geplante Teil-Börsengang weitere Milliarden in die Kasse spülen. Der Wert der Deutschen Asset Management liege Experten zufolge bei bis zu acht Milliarden Euro. Platziert die Deutsche Bank 20 bis 30 Prozent der Anteile, locken Erlöse von 1,6 bis 2,4 Milliarden Euro.
Investoren und Experten reagieren zwiespältig auf Pläne: Einerseits ließen sich mit dem Teilverkauf der Fondstochter höhere Erlöse erzielen als mit dem im März abgeblasenen Börsengang der Postbank. Andererseits wird die Konzernstruktur dadurch noch komplexer. Zudem gilt die Deutsche Asset Management als „lukrative Erlösquelle“ und „Perle“ im Konzern. Um die Bedenken zu milden hatte Cryan jedoch angekündigt, dass die Deutsche Bank eine „kontrollierende Supermehrheit“ behalten werde.
Chinesen stocken auf
Den chinesischen Großaktionär HNA überzeugen die ambitionierten Restrukturierungspläne ganz offensichtlich. Wie aus einer Stimmrechtsmitteilung des Deutschen Bank hervorgeht, hat der Mischkonzern seine Position bereits vor dem Start der Kapitalmaßnahme von anfänglich 3,04 auf 4,76 Prozent ausgebaut – und sich damit weitere Bezugsrechte für junge Aktien gesichert. Bereits beim Einstieg vor rund einem Monat hatte der Investor angekündigt, den Anteil auf bis zu zehn Prozent aufstocken zu wollen.
Aktie kein Kauf
Die Deutsche Bank befindet sich im Umbruch. Konzernchef John Cryan spielt die Rolle des Reformers bislang überzeugend, ob die Maßnahmen Früchte tragen werden ist allerdings noch offen. Zumindest kurzfristig rechnet DER AKTIONÄR mit erhöhter Volatilität und rät dazu, den DAX-Titel zu meiden.