Bank-Aktien stehen weiter im Fokus der Anleger. Grund sind die Probleme bei der portugiesischen Bank Espirito Santo. Am Donnerstag machten Gerüchte die Runde, wonach es eine neue Bankenkrise geben könnte. Unterdessen bemüht sich die Bank Espirito Santo, die Gemüter zu beruhigen.
Die portugiesische Bank Espirito Santo fürchtet keine Kapitalknappheit durch die finanziellen Probleme ihrer Gründerfamilie. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Freitag. Das Kapital der Bank habe zum Ende des ersten Quartals um 2,1 Milliarden Euro über den Mindestanforderungen gelegen. Seitdem habe die Bank durch eine Kapitalerhöhung weitere 1,05 Milliarden Euro eingenommen.
Verwechslungsgefahr
Portugals Ministerpräsident Pedro Passos Coelho hatte kürzlich davor gewarnt, die - von der Gründerfamilie kontrollierte - Holding mit der Bank zu verwechseln. "Die Holdinggesellschaft hat gewisse Schwierigkeiten, und die Verantwortlichen werden diese Probleme lösen", betonte der Regierungschef. "Aber es gibt keinen Grund zur Annahme, dass es bei der Bank ein Problem gibt." Die ESFG ist mit 25 Prozent am Aktienkapital beteiligt. "Beide Unternehmen hießen zwar Espirito Santo (auf Deutsch: Heiliger Geist), sind aber zwei völlig verschiedene Dinge", sagte Passos Coelho. Die Lösung der Probleme bei der Holding sei nicht die Aufgabe der Regierung.
Bankenkrise 2.0?
Der Wirbel um die Großbank löste Spannungen auf dem Kapitalmarkt in Portugal und anderen europäischen Ländern aus. Die Staatsanleihen des Landes gerieten unter Druck. Der Zinssatz, den der portugiesische Staat für zehnjährige Anleihen zahlen muss, stieg auf etwa vier Prozent, den höchsten Wert seit drei Monaten. Portugal hatte im Mai den Rettungsschirm der EU verlassen.
Vor allem Bank-Aktien gerieten unter Druck – aus Sorge wegen einer neuen Bankkrise. Die Commerzbank-Aktie verlor am Donnerstag zwei Prozent, ebenso wie die Deutsche Bank.
Cool bleiben
Stand jetzt ist eine neue Bankenkrise unwahrscheinlich. Wenn Portugals Regierung einen Bankrun nicht verhindern kann, werden spätestens die europäischen Sicherheitsmechanismen – zum Beispiel der ESM – die Gemüter beruhigen. Trotzdem sollten Anleger bei Bank-Aktien erst zugreifen, wenn sich die Lage etwas entspannt hat. Zumal die Charttechnik bei den Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank kurzfristig auf weitere Kursverluste hindeutet.
(Mit Material von dpa-AFX)