Die Hauptversammlung der Deutschen Bank am morgigen Donnerstag (23. Mai) könnte sich für Vorstand und Aufsichtsrat zum Spießrutenlauf entwickeln. Nach dem Platzen der Fusionsgespräche mit der Commerzbank fordern die Investoren einen Plan B. Der Blick auf das schwache Chartbild verleiht der Forderung Nachdruck.
Durchwursteln oder durchgreifen? Bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank werden Vorstandschef Christian Sewing und Aufsichtsratschef Paul Achleitner den Aktionären erklären müssen, wie es beim größten deutschen Geldhaus strategisch weitergehen soll.
Nach dem Scheitern der Fusionsgespräche mit der Commerzbank Ende April ist die Deutsche Bank nun wieder auf sich gestellt und muss alleine die Trendwende hin zu steigender Profitabilität schaffen. Einige Aktionäre fordern vor diesem Hintergrund seit Längerem eine Neuausrichtung. Vor allem das umstrittene Investmentbanking ist dabei Gegenstand heftiger Diskussionen. Die bisherigen Verlautbarungen des Managements klingen jedoch verdächtig nach „weiter so“.
Schlappe für Vorstand und Aufsichtsrat?
Mächtige Stimmrechtsberater wie ISS oder Glass Lewis haben davon jetzt genug und empfehlen, Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern (DER AKTIONÄR berichtete). Auch wenn dies zunächst keine unmittelbaren rechtlichen Konsequenzen hätte, wäre es eine symbolträchtige Schlappe – schließlich gilt das Votum als Gradmesser für das Vertrauen der Aktionäre.
Insbesondere für Aufsichtsratschef Achleitner könnte es brenzlig werden. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters sollen mindestens drei Großaktionäre die vorzeitige Abberufung des Chefkontrolleurs fordern – oder zumindest ein klares Bekenntnis zu tiefgreifenden Reformen des Instituts. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2012 hat Achleitner schon zweimal den Vorstandschef ausgetauscht. Dennoch ist die Deutsche-Bank-Aktie seitdem um über 70 Prozent gefallen.
Ob es bei Hauptversammlung am Donnerstag wirklich zum Äußersten kommt, ist jedoch trotz tiefsitzender Unzufriedenheit fraglich. Im vergangenen Jahr stimmten letztlich nur neun Prozent der Anwesenden für eine vorzeitige Absetzung Achleitners. Bislang überwiegt offenbar die Angst vor einer Führungskrise.
Aktie nahe Allzeittief – meiden!
Sinnbildlich für die Krise bei der Deutschen Bank ist die Aktie wenige Tage vor der Hauptversammlung auf ein neues Allzeittief gefallen. Angesichts des trüben Chartbilds und der operativen Herausforderungen rät DER AKTIONÄR, die Aktie weiterhin zu meiden.