Ein Kommentar von Alfred Maydorn: „Die Deutsche Bank will mit der Kapitalerhöhung endlich alle Zweifel an ihren Puffern gegen neue Krisen ausräumen.“ Nein, diese Aussage kommentiert nicht etwa die gerade angekündigte Kapitalerhöhung, sondern die aus dem Jahr 2014. Denn vor knapp drei Jahren sammelte die Bank schon einmal 8,5 Milliarden Euro ein, um endlich mit ausreichend Kapital ausgestattet zu sein und „das Wachstum in allen unseren Unternehmensbereichen zu forcieren“, wie es die beiden damaligen Vorstandschefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain vollmundig formulierten. Diese beiden sind längst Geschichte, die 8,5 Milliarden Euro sind es allerdings auch. Sie sind versunken im Sumpf aus Rechtsstreitigkeiten und Skandalen. Und wenn doch noch etwas übrig war, dann ist es als Bonuszahlungen an die Manager geflossen.
Fast 40 Milliarden Euro für Strafen und Boni
Die Welt hat einmal nachgerechnet und ist zu einem wirklich erstaunlichen und zugleich erschreckenden Ergebnis gekommen: Inklusive der gerade angekündigten Kapitalerhöhung summiert sich der Betrag auf rund 30 Milliarden Euro, den die Bank mit insgesamt vier Kapitalerhöhungen seit 2010 von ihren Aktionären abgerufen hat. Aber von diesem Geld ist kein einziger Cent wirklich in den Auf- und Umbau der Bank geflossen. Die zahllosen Rechtsstreitigkeiten haben die Deutsche Bank in den vergangenen Jahren etwa 15 Milliarden Euro gekostet, hinzu kamen rund 24 Milliarden Euro für Boni an die Mitarbeiter. Ist das nicht irre? Die Leute, die hauptverantwortlich für die Strafzahlungen waren, indem sie Zinsen manipulierten oder Steuersündern halfen, wurden auch noch mit Milliarden überhäuft.
Die gleichen Lieder – immer wieder
Und jetzt bietet die Deutsche Bank ihren Aktionären die Möglichkeit, weiteres Geld in das Milliardengrab zu investieren. Oh, Entschuldigung, natürlich werden die acht Milliarden Euro benötigt, um „mit einer stabileren Kapitalbasis bei Kunden und Partnern verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen und am Ende wieder zu wachsen“. Da ist sie also wieder, die Schallplatte mit den Ohrwürmern „stabile Kapitalbasis“ und „Wachstum“. Aber weil Deutsche-Bank-Chef Cryan sehr gut weiß, dass seine alten Songs lediglich neu aufgelegt sind, bietet er die neuen Aktien jetzt mit einem Abschlag von rund 40 Prozent an – bei der Kapitalerhöhung 2014 haben noch 20 Prozent Nachlass ausgereicht.
Ein Schnäppchen?
Aber ist es nicht irgendwie doch verlockend, Aktien der Deutschen Bank zum Schnäppchenpreis von 11,65 Euro zu bekommen? Immerhin wurden noch am Freitag vergangener Woche über 19 Euro für einen Anteilschein gezahlt. Und 2010 waren es sogar mal 50 Euro. Richtig, nur mit dem klitzekleinen Unterschied, dass es heute rund drei Mal so viele Aktien gibt wie 2010. Das bedeutet, dass die Deutsche Bank nach Abschluss der jetzt angekündigten Kapitalerhöhung schon bei 16,70 Euro so hoch bewertet wäre wie im Jahr 2010 bei 50 Euro.
Das „perfekte“ Investment
Das Kurspotenzial der Deutschen-Bank-Aktie ist nicht nur überschaubar, es ist praktisch nicht vorhanden. Und das einzige, was bei der Deutschen Bank wirklich wächst, ist der Vertrauensverlust. Kurzum, wer ein Investment in eine Bank sucht, die nach acht Jahren noch immer in der Finanzkrise steckt, sich in schöner Regelmäßigkeit frisches Kapital bei seinen Aktionären besorgt und dessen Kurspotenzial bei unter Null liegt, der ist bei der Deutschen Bank bestens aufgehoben.
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