Die Chancen auf einen erneutes betreten des Börsenparketts standen nicht schlecht, doch nun hat sich scheinbar das Blatt gewendet. Zwei US-Finanzinvestoren haben ein Auge auf den schwäbischen Wohnwagenhersteller geworfen.
Noch im Juni hieß es von Hymer-Chef Martin Brandt im Handelsblatt: „Die [Eigentümer]Familie wird diese Entscheidung nach reiflicher Überlegung und zum richtigen Zeitpunkt treffen". Schon damals ließ Brand verlauten, dass eine strategische Investition durch einen Investor einem Börsengang vorzuziehen wäre.
Nun gibt es konkrete Angebote, die Anfang Herbst von den beiden US-Finanzinvestoren KPS Capital sowie Centerbridge vorgelegt werden sollen. Das erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von zwei mit der Sache vertrauten Personen.
(Die Marken des Caravan-Herstellers Hymer im Überblick)
Eigentlich wollte die Eigentümerfamilie lediglich einen Minderheitsanteil des Caravan-Herstellers abgegeben. Mittlerweile sei sie aber bereit, die Mehrheit zu verkaufen. An oberster Stelle stehe für die Familie Hymer, so ein Sprecher, die „Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der Gruppe im besten Interesse aller Beteiligten nachhaltig sicherzustellen“.
Unterdessen würde mit „mit großer Sorgfalt und ergebnisoffen“ geprüft, ob es zu einem Börsengang oder einer externen Beteiligung kommen wird. In der Konzernzentrale im schwäbischen Bad Waldsee wurden die Mitarbeiter bereits in einer Betriebsversammlung über die möglichen Szenarien informiert. Eine entgültige Entscheidung ist immer noch nicht in Sicht.
Mit einem Börsengang oder der Beteiligung eines strategischen Investors will Hymer vor allem eines – expandieren. Denn lediglich 15 Prozent des gesamten Geschäfts erwirtschaften die Schwaben außerhalb von Europa.
Die Schwaben konnten in den letzten Jahren wieder deutlich an Fahrt aufnehmen. Der Umsatz stieg von rund 1,4 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2014/15 auf 2,1 Milliarden Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Mitarbeiter ebenfalls deutlich – mittlerweile beschäftigt das Unternehmen rund 6.000 Mitarbeiter.
Grund dafür ist ein regelrechter Aufschwung, den die Branche seit einiger Zeit erlebt. So stiegen allein in Deutschland die Verkäufe von Wohnmobilen um 66 Prozent in den vergangen drei Jahren. In Europa werden derzeit rund 185.000 Reisemobile und Wohnwagen jedes Jahr zugelassen – im Jahr 2022 sollen es, laut Caravaning Industrie Verband, schon 245.000 sein.
(Bildquellen: Hymer)