Die altbewährte Anlagestrategie, Wertpapiere zu kaufen und sie langfristig im Depot liegen zu lassen („Buy and Hold“) ist heute weitgehend überholt. Mehr denn je sind aktives Risikomanagement und Gewinnsicherung gefragt.
Keine geradlinige Bewegung
"Die Kursverläufe von Aktien, Renten, Währungen und Rohstoffen sowie Indizes bewegen sich nicht geradlinig, sondern zeigen sich immer wieder durch Phasen der Übertreibung und der Korrektur gekennzeichnet. Dies führt zu einer „Sägezahnbewegung“ um den vorherrschenden Markttrend. Dabei sind extreme Kursschwankungen bei Wertpapieren seit Beginn des Jahrtausends nicht nur häufiger zu beobachten, sie treten auch in immer kürzeren Abständen auf. Vor allem (geo)politische Risiken wie jüngst das Brexit-Referendum im Juni sorgen für diese unkalkulierbare Volatilität", sagt Martin Utschneider, Technischer Analyst der Privatbank Donner & Reuschel.
Technische Analyse als Ergänzung
Mit der Charttechnik ist es möglich, anhand des bisherigen Kursverlaufs wichtige Marken zu definieren. "Diese zeigen an, ob es sinnvoll ist, in ein Papier zu investieren oder investiert zu bleiben. So lassen sich schmerzhafte Verluste begrenzen oder sogar vermeiden. Zudem können Gewinne rechtzeitig gesichert und realisiert werden. Die grundlegende Philosophie der Technischen Analyse unterstellt, dass der Kursverlauf eines Wertpapiers alle relevanten Daten widerspiegelt. Sie hilft dabei, Trends und Muster zu erkennen und diese für die weitere Vorgehensweise zu nutzen", ergänzt Utschneider. Charttechnik und Fundamentalanalyse stellen dabei keine Gegensätze, sondern eine gut funktionierende Symbiose dar. Kurz gesagt, die Fundamentalanalyse zeigt auf, „ob“ das Investment in ein Wertpapier, einen Index oder in einen Rohstoff generell (noch) sinnvoll ist. Die Technische Analyse hilft dabei, den geeigneten Zeitpunkt, das „Wann“ zu finden.
Notwendige Basis
"Beim Versuch, die bestmögliche Entscheidung an den Kapitalmärkten zu treffen, sollte man immer beide Analysetechniken miteinander verbinden. Die fundamentalen Daten bilden die notwendige Basis und legen den Rahmen für das strategische Vorgehen fest. Mit Hilfe der Technischen Analyse lassen sich dann Kauf- und Verkaufsentscheidungen flexibel und schnell umsetzen. So kann man den primären Zielen, Gewinne zu optimieren und Verluste zu begrenzen, ein gutes Stück näher kommen. Natürlich lässt sich trotz Chart- und Fundamentalanalyse die Zukunft nicht vorhersehen. Doch wer es versteht, Charts richtig zu lesen und zu interpretieren, kann daraus immerhin Eintrittswahrscheinlichkeiten und Kurspotenziale ableiten.
...ein Spaziergang
Nach André Kostolany ist das Verhältnis von Börse und Wirtschaft „…wie das eines Mannes auf einem Spaziergang mit seinem Hund. Der Mann geht langsam vorwärts, der Hund rennt vor und zurück.“ Langfristig wird der Hund (die Börse) dem Mann (der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung) folgen. Die Ungewissheit liegt im Zeithorizont und dem Abstand zwischen Mann und Hund, also der Schwankungsbreite der Märkte. Die Aufmerksamkeit des Anlegers sollte immer dem Hund gelten, denn dadurch lässt sich erkennen, ob er kränkelt, hungrig ist oder einfach nur spielen will", lautet das Fazit von Utschneider.
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