Eine brisante Audio-Aufnahme lässt das Luftfahrtunternehmens einmal mehr schlecht dastehen. Bereits Monate vor dem zweiten Absturz einer Boeing 737 MAX forderte ein Pilot bei einem Meeting Verbesserungen. Boeing-Vertreter lehnten ab. Außerdem wurde diese Woche bekannt, dass bereits deutlich weniger Flugzeuge bestellt werden. Wann lassen Anleger die Aktie endgültig fallen?
Boeing lehnte externe Prüfung ab
Vier Wochen nach dem Absturz in Indonesien im Herbst vergangenen Jahres hatte sich Vertreter der Pilotengewerkschaft von American Airlines mit Boeing-Vertretern getroffen. Zuvor war bekannt geworden, dass eine neue Software möglicherweise den Absturz verursacht hatte. Ein Pilot verlangte daher bei dem Treffen eine Überprüfung durch die Luftaufsichtsbehörde, notfalls ein Flugverbot. Doch die Boeing-Vertreter wiesen die Forderung zurück – obwohl sie selbst einen Konstruktionsfehler nicht ausschlossen. Das geht aus einem Ton-Protokoll hervor, aus dem die New York Times zitierte.
Einige Monate nach dem Treffen verunglückte ein Flugzeug in Äthiopien. 157 Menschen starben. Die Suche nach den Ursachen und den Verantwortlichen dauert an. Die Lage ist unübersichtlich. Inzwischen gibt es ein Flugverbot für Maschinen vom Typ 737 MAX.
Diese Woche meldete Boeing, dass in den ersten vier Monaten des Jahres 24 Prozent weniger Flugzeuge ausgeliefert wurden.
Anleger unbeeindruckt
Beim Aktienkurs hat sich unterdessen nicht viel getan. Die neuen Negativ-Nachrichten erzeugten keine steigende Volatilität. Auf Jahressicht liegt Boeing immer noch leicht im Plus. Allerdings wurde jüngst eine Unterstützung unterschritten und auch die 200-Tage-Linie konnte nicht gehalten werden. Grüne Tage für die Aktie sind daher nur als Zwischenerholungen zu werten.
DER AKTIONÄR meint weiterhin: Finger weg! Mit welchem Ergebnis die Untersuchungen abgeschlossen werden, und welche Folge das für Boeing haben könnte, bleibt unberechenbar. Das Abwärtspotenzial überwiegt auch charttechnisch.