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Bastei Lübbe nach der Gewinnwarnung: „Wir haben ein so starkes Programm wie lange nicht mehr“

Bastei Lübbe nach der Gewinnwarnung: „Wir haben ein so starkes Programm wie lange nicht mehr“
Foto: Börsenmedien AG
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DER AKTIONÄR 27.06.2017 DER AKTIONÄR

Rund 15 Prozent hat die Aktie der Bastei Lübbe AG nach einer Gewinnwarnung an Wert verloren. Nach vorläufigen Berechnungen weist der Kölner Medienkonzern für das Geschäftsjahr 2016/17 ein EBITDA von rund fünf Millionen Euro aus statt der erwarteten 13 bis 15 Millionen Euro. DER AKTIONÄR sprach mit Bastei-Lübbe-CEO Thomas Schierack über die ergebnisbelastenden Einmaleffekte, die Verschiebung des Jahresabschlusses, die Erweiterung des Vorstands um den neuen CFO Ulrich Zimmermann und die Perspektiven für die nächsten Monate.

DER AKTIONÄR: Herr Schierack, Bastei Lübbe hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2016/17 seine Gewinnerwartung deutlich verfehlt, u. a. aufgrund zahlreicher Einmaleffekte. Könnten Sie uns diese bitte kurz erläutern?

Thomas Schierack: Wir hatten im Geschäftsjahr 2016/17 leider eine Vielzahl von Einmaleffekten zu verbuchen. Das waren sowohl positive Einmaleffekte, wie beispielsweise der Verkauf Räder GmbH, der in einer Größenordnung von knapp 1,0 Millionen Euro positiv zu Buche schlug. Es gab aber erheblich mehr negative Einmaleffekte, die uns belasteten. Teilweise waren diese bereits zum 31.12. bekannt und im Zwischenabschluss zum 31.12.2016 verarbeitet. Der deutlich größere Teil ist aber erst im Rahmen der Abschlussprüfung als Problematik aufgekommen. Bekannt war zum Beispiel bereits zum 31.12.2016, dass die Kosten rund um die Änderung der Bilanzierung im vergangenen Jahr, die damit einhergehende Verlegung der Hauptversammlung, die Waiver-Kosten bei den Banken und weitere Beraterkosten sich insgesamt auf einen negativen Einmaleffekt in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro aufsummieren.

Welche Problematik ist konkret erst im Rahmen der Abschlussprüfung aufgekommen?

Im Rahmen der Abschlussprüfung sind zwei weitere, größere Themen hinzugekommen: Zum einen die Frage der Bewertung des Manuskriptbestandes. Hier hatten wir, auch über das Jahr hinweg, eine Methode angewandt, die wir in den letzten beiden Jahren mit unserer ehemaligen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG so abgestimmt hatten. Diese Methode fand dann allerdings nicht die Zustimmung unserer neuen Wirtschaftsprüfer. Allein dies führte zu höheren Abschreibungen auf den Manuskriptbestand in Höhe von mehr als 4,0 Millionen Euro. Hinzu kam dann noch die so genannte Kaufpreisallokation in Bezug auf den Erwerb der Beteiligung BuchPartner GmbH. Die Verteilung der Kaufpreisallokation war ebenfalls mit der KPMG vorläufig abgestimmt. Auch hier kam es im Rahmen der Abschlussprüfungen zu Änderungen. Der gesamte Einmaleffekt aus dieser Maßnahme liegt bei 1,5 Millionen Euro. Die Änderungen im Vergleich zur Planung bei knapp 500.000 Euro. Erschwerend kam dann noch hinzu, dass das vierte Quartal unseres Geschäftsjahres sowohl bei Bastei Lübbe wie auch bei BuchPartner deutlich unter Plan verlief.

War diese Problematik – mit Ausnahme des schwächeren vierten Quartals – nicht bereits zur Veröffentlichung der 9-Monats-Zahlen absehbar?

Wie gesagt waren einige maßgeblichen Effekte zum Zeitpunkt des Zwischenberichtes zum 31.12.2016 noch nicht bekannt. Dies bezieht sich insbesondere auf die Bewertung des Manuskriptbestandes, die Verteilung der Kaufpreisallokation, aber auch das nicht so gute vierte Quartal des Geschäftsjahres. Mit unseren 9-Monatszahlen waren wir noch im Plan, zumal zum 31.12.2016 der Gewinn aus der Rädertransaktion noch nicht gebucht war.

Sie haben die Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2016/17 auf den 31. Juli verschoben. Warum ziehen sich die Abschlussarbeiten in die Länge?

Durch den Wechsel unserer Wirtschaftsprüfer von KPMG zu Ebner Stolz haben wir in diesem Jahr sowohl bei Bastei Lübbe wie auch bei den Tochtergesellschaften und hier insbesondere bei der BuchPartner GmbH einen erheblichen Mehraufwand im Bereich der Bewertungen. Die Abschlussprüfungen ziehen sich viel länger hin, als ursprünglich angenommen. Insofern benötigt Ebner Stolz in diesem Jahr mehr Zeit, um die Prüfungen zu beenden. Wir müssen daher wohl oder übel den Termin anpassen und nach hinten verlegen.

Wenn man die Neueinschätzung der Werthaltigkeit von aktivierten Autorenhonoraren betrachtet, könnte man zu dem Schluss kommen, dass Sie bisher zu optimistisch bilanziert haben. Ist dem so?

Foto: Börsenmedien AG

Bewertungen des bezahlten Manuskriptbestandes sind stets ein sehr komplexes Thema. Einerseits gibt es im Autorenbereich ein komplexes mehrstufiges Honorarsystem. Andererseits ist der kommerzielle Erfolg bei aller Routine immer noch nicht hundertprozentig planbar. Um dies in den Bilanzen angemessen zu berücksichtigen, hatten wir mit KPMG ein System entwickelt, bei dem in den ersten Jahren konkret anhand der Autorenabrechnungen die Werthaltigkeit betrachtet wurde und in den Jahren danach alle Garantiereste über die Laufzeit der Verträge abgeschrieben wurden. Damit war sichergestellt, dass bis zum Ende der Vertragslaufzeit sämtliche Manuskriptbestände abgeschrieben werden. Jetzt machen wir für jedes aktivierte Recht einen Impairmenttest, was in der Tat zu einer höheren Abschreibung führt. Trotzdem: Ich bin insgesamt nicht der Auffassung, dass wir in der Vergangenheit zu optimistisch bilanziert haben.

Hängt die Neueinschätzung der Verwertbarkeit dieser Rechte auch mit der zuletzt beobachteten Schwäche im Bereich Buch/Retail zusammen?

Das ist ein temporärer Faktor. Die angesprochene Schwäche im Bereich Buch/Retail betrifft insbesondere das letzte Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres. Inzwischen sind wir fast ein Quartal weiter und die Zahlen sind hier wieder deutlich besser. Aber zugegeben: Diese Schwäche hat bei der Bewertung der zukünftigen Umsätze sicherlich auch Berücksichtigung gefunden.

Müssen Sie angesichts der jüngsten Schwäche im Buch-Segment nicht auch befürchten, dass die Erwartungen an künftige Blockbuster-Titel von Ken Follett und Dan Brown womöglich nicht erfüllt werden können?

Wie schon erwähnt, hat sich die Schwäche des Kernbereichs Buch im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres so nicht fortgesetzt. Bastei Lübbe ist damit aktuell umsatzmäßig im Plan. Dass sich die Erwartungen an die Blockbustertitel von Ken Follett und Dan Brown im Herbst 2017 nicht erfüllen, brauchen wir sicher nicht befürchten. Ganz im Gegenteil: Nach derzeitigem Stand der Vorbestellungen für beide Titel liegen wir über den eigenen Erwartungen.

Mit Wirkung zum 19. Juni wurde mit Ulrich Zimmermann ein neuer Finanzvorstand bestellt. Warum braucht die Bastei Lübbe AG nun doch einen dritten Vorstand? Können Ihre Aktionäre nun erwarten, dass die Bastei Lübbe AG nach den Bilanzquerelen der jüngsten Vergangenheit nun wieder in ruhigeres Fahrwasser kommt?

Wir hatten gehofft, dass wir nach dem unruhigen Geschäftsjahr 2015/16 bereits im Geschäftsjahr 2016/17 wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen. Es sah auch lange so aus. Bedauerlicherweise ist es jetzt doch nicht der Fall. Insofern ist es für uns sicherlich aktuell sehr hilfreich und vorteilhaft, wenn wir nunmehr Ulrich Zimmermann als neuen Finanzvorstand bei uns begrüßen können. Gleichzeitig ist der Ausbau des Vorstandsteams auch strategisch von Vorteil: Damit tragen wir dem deutlich gewachsenen Aufgabenumfang Rechnung: Wir sind in den vergangenen Jahren organisch und durch Zukäufe stark gewachsen. Wir haben neue Geschäftsmodelle entwickelt und besetzen neue Märkte. Das Spektrum an Aufgaben und Herausforderungen ist viel größer als noch vor einigen Jahren. Das gilt auch für uns als Vorstand. Insofern war es nur konsequent, hier nach Unterstützung zu suchen. Mit Ulrich Zimmermann haben wir eine sehr gute Ergänzung gefunden. Seine langjährige Erfahrung wird uns helfen, die Herausforderungen zu stemmen und die prognostizierten Ergebnisse auch in den nächsten Jahren erreichen zu können.

Die aktuelle Gewinnwarnung kam zu einem Zeitpunkt, an dem die Anleger langsam wieder Vertrauen in die Bastei Lübbe AG aufgebaut haben. Wie haben Ihre Kernaktionäre die jüngste Hiobsbotschaft aufgenommen und warum sollten sie der Bastei Lübbe AG nach wie vor die Treue halten?

Sie können sich vorstellen, dass die Kernaktionäre unsere Zahlen nicht nur erfreut aufgenommen haben. Dafür haben wir natürlich vollstes Verständnis. Wir hätten unseren Aktionären diese Botschaft gern erspart. Aber wir haben auch gute Nachrichten. Die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr sind hervorragend. Bastei Lübbe hat in den kommenden Monaten ein so starkes Programm, wie lange nicht mehr. Die Vorbestellungen für die Blockbuster sind über Plan. BuchPartner hat neue Flächen gewonnen, die dazu führen, dass ab Herbst - voraussichtlich im September - rund 20 Prozent mehr Flächen bewirtschaftet werden können. Unsere Games-Tochter Daedalic hat in den letzten drei Monaten mit „Shadow Tactics“ und „The Long Journey Home“ zwei Spiele auf den Markt gebracht, die sehr gut laufen. Das sind positive Zeichen, die sich dann auch in entsprechend positiven Zahlen niederschlagen sollten.

Herr Schierack, vielen Dank für das Interview.

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