Die Aves One AG haben derzeit nur die wenigsten Investoren auf der Agenda. Dabei hat dieser Nebenwert einiges zu bieten. Die Hamburger agieren als aktiver Bestandshalter für Logistik-Equipment. Der Vorstand hat große Pläne. Das Portfolio der Gesellschaft soll bis 2018 auf rund 750 Millionen Euro und bis zum Jahr 2020 auf ein Volumen von mehr als einer Milliarde Euro erweitert werden.
Wenn Kaufleute im Mittelalter ihre auf fremden Kontinenten gekauften Waren über das Meer nach Hause brachten und in die nächste Stadt transportierten, um sie dort auf dem Markt zu versilbern, dann war das ohne Logistik nicht möglich. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Vor dem Hintergrund der Globalisierung der Warenströme und des rasant steigenden Transportvolumens gehört die Logistik heutzutage weiterhin zu den maßgeblichen Grundlagen für das Funktionieren von Handel und Wirtschaft. Auch im Online-Zeitalter geht nichts ohne die richtige Steuerung, Lagerung und den Transport von Waren und Gütern. Der Frachtverkehr soll sich bis 2050 vervierfachen.
Diese nachhaltig steigende Nachfrage spielt der im Prime Standard notierten Aves One AG (vormals PriCon Invest AG) in die Karten. Die Hamburger agieren als aktiver Bestandshalter für Logistik-Equipment. Der Fokus der Investments liegt dabei auf Seecontainern (Container Equipment) und Bahnwaggons (Rail Equipment). Dazu kommen Investitionen in ehemalige Seecontainer, die als Lagerbehälter oder als Unterkunfts- oder Baustellencontainer eingesetzt werden und in ganze Fertigbaugaragen-Parks (Storage Parks). „Wir verfolgen ein aktives Asset- und Portfoliomanagement. Als Eigentümer treffen wir dabei letztendlich die Entscheidung, welche Assets wir übernehmen werden“, so Vorstand Jürgen Bauer. „Zudem bestimmen wir den Zeitpunkt des Ein- und des Ausstiegs und haben das Recht, aktiv in die Verwertung einzugreifen. Wir sind damit unabhängiger als ein klassischer Vermieter, der meist nicht ganz frei von Kundenzwängen ist.“
Das Management der Assets, also Vermietung und Wartung, werden ähnlich wie bei Immobilienunternehmen durch erfahrene, externe Assetmanager durchgeführt. Die Kunden sparen sich unter anderem die hohen Investitionen in eigene Container oder Waggons und können sich auf ihr jeweiliges Kerngeschäft konzentrieren. So haben die Nordlichter in den letzten Jahren ein breit diversifiziertes Kundenportfolio mit führenden Staatsbahnen, Reedereien, Industrie- und Chemieunternehmen aufgebaut. Branchenkenner prognostizieren ein nachhaltig überproportional starkes Wachstum des Vermietmarkts. Ebenfalls positiv: Durch Fokussierung auf mehrere Geschäftsbereiche sowie gleichzeitiges Agieren im Euro- und US-Dollar-Währungsraum wird eine Risikodiversifizierung des Portfolios erreicht.
Ein echter Meilenstein war der Kauf sämtlicher Geschäftsanteile an dem Güterwagen-Spezialisten ERR Rail Rent Vermietungs GmbH. Zusammen mit den 3.881 Güterwagen der Österreicher erhöht die Aves One AG ihren Güterwagenbestand auf 4.212 Einheiten. Durch die gleichzeitige Übernahme der 33-Prozent-Beteiligung am Assetmanager ERR European Rail Rent GmbH decken die Hanseaten zudem die komplette Wertschöpfungskette vom Eigentümer bis hin zur kaufmännischen und technischen Verwaltung der Güterwagen ab. Um der großen Bedeutung des Geschäftsbereichs Rail Equipment Rechnung zu tragen, wurde der Geschäftsführer der ERR-Gruppe, Jürgen Bauer, zum Vorstand der Aves One AG bestellt. „Die Übernahme war für uns von enormer Bedeutung. Durch den Zukauf haben wir jetzt einen guten Portfoliomix, da die beiden Bereiche Container und Rail nahezu gleich gewichtet sind“, sagt Bauer. „Neben den stabilen Cashflows, die der Railbereich zum Konzernergebnis zusteuern wird, ist vor allem die junge und moderne Wagenflotte bei ERR sehr attraktiv.“
Durch die Transaktion (Volumen: 33,5 Millionen Euro) hat sich der Gesamtbestand der durch Aves One gemanagten Assets auf rund 450 Millionen Euro fast verdoppelt. Stand heute plant der Vorstand, das Portfolio der Gesellschaft bis 2018 auf rund 750 Millionen Euro und bis zum Jahr 2020 auf ein Volumen von mehr als einer Milliarde Euro zu erweitern. Dabei soll die Marktposition aktiv ausgebaut, ein Portfoliomanagement mit Fokus auf stabile operative Cashflows betrieben und die Optimierung der Finanzierungsstruktur zur Erhöhung der Rentabilität vorangetrieben werden. „Wir verfolgen bei unseren Investments einen opportunistischen Ansatz mit dem Fokus auf stabile Cashflows und Profitabilität der Targets“, bringt der Vorstand die Strategie auf den Punkt.
Umsatz und EBITDA sollten durch den ERR-Zukauf bereits ab dem kommenden Jahr spürbar anziehen. Unterm Strich könnte 2017 der Turnaround gelingen. Unterm Strich könnte bei Umsätzen von mehr als 80 Millionen Euro ein Gewinn je Aktie von über einem Euro zu Buche stehen. Daraus würde ein im Peer-Group-Vergleich günstiges KGV von 7 resultieren. Durch eine gesunde Mischung aus organischem Wachstum und weiteren Zukäufen ist bis zum Jahr 2018 bei nachhaltig steigenden Umsätzen eine überproportionale Ergebnissteigerung möglich. Durch die in den kommenden Jahren sinkende Verschuldung (421 Millionen Euro) ergibt sich beim Nettoergebnis ein schöner Hebel.
Eine vor wenigen Wochen erfolgreich abgeschlossene Kapitalerhöhung bietet die Möglichkeit zur Akquisition weiterer Portfolios und zur Optimierung der Finanzierungsstruktur, die wiederum zur Erhöhung der Rentabilität führt. Insgesamt wurden rund drei Millionen Aktien zu sechs Euro platziert. Die neuen Aktien sind seit Ende November handelbar und notieren mittlerweile über der 7-Euro-Marke. Begleitet von einem guten Newsflow dürfte dies aber erst der Anfang einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung in Richtung zweistelliger Kurse sein, zumal die jüngste Dollarstärke der Gesellschaft extrem in die Karten spielt. DER AKTIONÄR spekuliert im Real-Depot auf dieses Szenario.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.