Kaum eine DAX-Aktie polarisiert unter Fachleute so sehr wie die Commerzbank. Für zehn Analysten ist die Aktie ein Kauf, 16 Analysten sagen "Halten", zehn "Verkaufen". Guido Hoymann, Analyst beim Bankhaus Metzler, legt sich im AKTIONÄR-Interview fest: Die Commerzbank-Aktie ist auf dem jetzigen Niveau viel zu günstig.
DER AKTIONÄR: Herr Hoymann, Ihr Kursziel für die Commerzbank lautet 22 Euro. Wie kommen Sie auf diesen hohen Wert?
Guido Hoymann: Wir bewerten die Kernbank, also die Mittelstandsbank, das Privatkundengeschäft, die polnische Tochtergesellschaft m-bank und die Investmentbank, mit rund 15 Euro pro Aktie. Den Bereich Non-Core-Assets bewerten wir mit rund sieben Euro je Aktie.
Sieben Euro – das erscheint etwas hoch. Andere Analysten stufen die ganze Commerzbank mit gerade mal zwölf oder 13 Euro ein.
Der Wert der Non-Core-Assets lässt sich mit sieben Euro ansetzen, wenn die Commerzbank das in diesem Bereich gebundene Eigenkapital von derzeit rund 9,5 Milliarden Euro durch einen zügigen Abbau der Aktiva ohne größere Verluste freisetzen kann. Das aktuell sehr niedrige Zinsumfeld begünstigt den Abbau der NCA-Aktiva: Relativ hohe Zins-Coupons ziehen Investoren an, viele Kunden nehmen das Angebot vorzeitiger Ablösungen gerne wahr.
Philipp Häßler von Equinet ist skeptisch für die Commerzbank. Er fragt sich, wo das Unternehmen in Zukunft gutes Geld verdienen kann. Was meinen Sie?
Ich erwarte, dass die Mittelstandsbank, die m-bank und die Comdirect Bank gutes Geld verdienen werden.
Welche Baustellen muss Commerzbank-Chef Blessing dringend angehen?
Das Privatkundengeschäft. Aber nicht nur die Commerzbank steht hier vor großen Herausforderungen.
Sie sind auch bullish für die Deutsche Bank. Was spricht für die Aktie?
Auch die Aktie der Deutschen Bank ist relativ niedrig bewertet. Die Beurteilung der Rechtsrisiken der Bank erschwert allerdings die Analyse.